Was verkaufen die Spammer? Die durch Spam meistverkauften Waren und Dienstleistungen:
Pillen ("pillz") Jeder kennt die lästigen Spams für Viagra, Levitra, Cialis etc.; es werden aber oft auch andere Medikamente verkauft, bis hin zu Betäubungsmitteln wie Valium etc.
Woher stammen diese Medikamente? In den seltensten Fällen sind die betreffenden Markenhersteller selbst für den Spam verantwortlich. Zwar wurde z.B. bei Pfizer eine Bande ausgehoben, die in Zusammenarbeit mit einer internationalen Spammerbande Viagra aus der laufenden Originalproduktion von Pfizer abgezweigt und verkauft hat.
Sehr häufig handelt es sich jedoch um gefälschte, nachgemachte Präparate, die nicht aus der Originalproduktion stammen! Aussehen, Farbe, Form bis hin zum Verpackungsdesign inklusive gefälschter Firmenlogos werden minutiös nachgebildet.
Es gibt besonders in China und Indien etliche Hinterhof-Giftküchen, die sich auf Fälschungen international verkaufter Medikamente spezialisiert haben und damit einen blühenden Handel treiben. Dabei werden die Zusammensetzungen dieser Medikamente mehr oder weniger originalgetreu nachgeahmt, nicht selten handelt es sich aber auch um wirkungslose Placebos.
In jedem Fall wird der Herstellungsprozeß und die Zusammensetzung dieses Zeugs von niemandem überwacht. Wer also Medikamente beim Spammer kauft, hat nicht die geringste Gewähr, dass die angegebenen Wirkstoffe überhaupt enthalten sind, bzw. dass keine Langzeitnebenwirkungen durch Verunreinigungen oder durch fehlerhafte Herstellung eintreten.
Den Vertrieb dieser "medz" haben osteuropäische, mafiöse Spammerbanden an sich gezogen. Dadurch ergibt sich eine internationale Arbeitsteilung: Die Chinesen-Mafia stellt das Zeug her, die Russen-Mafia verkauft es, und diejenigen Europäer und Amerikaner, die dämlich genug sind, auf so ein zwielichtiges Angebot einzugehen, fressen das Zeug tonnenweise ohne Rücksprache mit einem Arzt und dürfen sich dann an den Nebenwirkungen erfreuen.
Gefälschte Luxuswaren, Uhren ("Replica") etc Nicht nur in der Herstellung gefälschter Medikamente ist China Exportweltmeister. Es gibt dort eine blühende Industrie, die Markenartikel aus aller Welt imitiert, nach Europa schmuggelt und dort zu Dumpingpreisen als angebliche Markenware verhökert. Ob es Markenturnschuhe sind, Bekleidung, Elektrogeräte (dort wird dann sogar das VDE/GS-Prüfsiegel gefälscht...): in China ist die Produktpiraterie ein staatlich geduldeter Wirtschaftszweig, allen offiziellen, dementierenden Lippenbekenntnissen zum Trotz.
Mit Spam werden dabei bevorzugt Fälschungen von Luxus-Markenuhren (Rolex etc.), aber auch z.B. Edel-Handtaschen vermarktet und verkauft. Auch hier ist die organisierte Kriminalität international arbeitsgeteilt. Die Klunkerwaren werden in Form von oft billigsten Imitaten, wo bei den Uhren z.T. die Vergoldung abblättert und ein halbwegs Kundiger sofort die Fälschung erkennt, in China hergestellt und bevorzugt von russischen Spammerbanden vermarktet.
Andere Piratenwaren wie z.B. gefälschte Elektrogeräte werden wiederum
bevorzugt über Kaffeefahrten und in Ramschmärkten verkauft.
Porno ("p0rn") Es liegt in der (männlichen) Natur, dass leider oft das Hirn blutleer wird, sobald sich der Schwellkörper mit Blut füllt. Nur so ist es jedenfalls zu erklären, dass massenweise Herren der Schöpfung auf Angebote eingehen, die nüchtern betrachtet gleich beim ersten Augenschein schon nur so nach Betrug stinken. Das Internet ist mit Pornoangeboten übersättigt. Die Konkurrenz ist groß, aber es ist auch offensichtlich, dass gerade dieses Metier besonders viele halbseidene und zwielichtige Anbieter anlockt.
Nirgendwo sonst hat es z.B. soviel Dialerabzockerei gegeben, wie im Pornobereich. Und kaum irgendwo sonst wird so viel Malware und Spyware verbreitet, wie auf Porno-Webseiten. Gerade dort tummeln sich aber auch etliche Abzock-Anbieter, die zu haarsträubenden Preisen Bildchen und Filmchen anbieten, die sie sich nicht selten auch noch von fremden Webseiten zusammengeklaut haben. In diesem Metier wird häufig auch mit Abzockfallen wie z.B. versteckten Preisangaben gearbeitet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein spambeworbenes Pornoangebot sich als Abzockfalle oder Trojanerquelle entpuppt, ist sehr hoch. Es empfiehlt sich daher, von spambeworbenen Links aus dem Pornobereich prinzipiell die Finger bzw. den Mauscursor wegzulassen.
Software-Raubkopien ("OEM", "warez") Windows XP für 40 Euro, Windows Vista für 80 Euro... das erscheint konkurrenzlos günstig. Immer wieder wird mit Mails für derartige Angebote geworben. Es handelt sich jedoch dabei fast immer um Raubkopien. Urheber ist fast immer die Russenmafia (allein in Moskau gibt es mehrere illegale CD-Presswerke...), aber auch chinesische Banden sind auf diesem Sektor sehr aktiv.
Deklariert wird die Ware dabei als "OEM" und "100% legal". Der Begriff "OEM" bezeichnet aber eigentlich Software, die nur zusammen mit Hardware ausgeliefert werden darf. Wenn Sie sich z.B. einen neuen PC kaufen, dann erwerben sie mit dieser Hardware häufig eine "OEM"-Lizenz für das Windows-Betriebssystem mit. Kaufen Sie einen DVD-Brenner, dann wird dort oft ein Brennprogramm als OEM-Version mitgeliefert.
Da jedoch in den Spam-Mails keine Hardware mit der "OEM"-Software zusammen verkauft wird, ist hier schon die Täuschung offensichtlich. Es kann sich also niemals um legale OEM-Versionen handeln. Oft wird z.B. auch die Bildverarbeitungssoftware "Adobe Photoshop Professional" als "OEM" von den Raubkopierern beworben und zu Schleuderpreisen verkauft. Bisher hat Adobe jedoch dieses Programm niemals als OEM-Version verkauft, zumindest nicht in der Professional-Version! Auch hier wird also schon die Illegalität sichtbar.
Man sollte also wissen, dass man mit dem Kauf solcher Software die weltweit agierende organisierte Kriminalität fördert. Mit jeder verkauften Piraten-CD verdient die Russenmafia. Die erworbenen Gewinne werden dann von den neureichen Herren Genossen in Monaco verzockt bzw. in Waffen- und Drogenhandel weiterinvestiert.
Wer sich von dieser Tatsache immer noch nicht beeindrucken lässt, dem sei folgendes gesagt:
Die russischen Spammerbanden könnten Ihre Kreditkartennummer, die Sie ihnen so freundlich überlassen haben, für weitere betrügerische Aktionen verwenden. Nicht selten werden diese Daten z.B. dann für das Einrichten neuer, betrügerischer Internet-Domains verwendet, vielleicht sogar einschliesslich Ihrer persönlichen Daten inklusive Telefonnummer und Hausaddresse!
Sie erhalten keinerlei Support des Originalherstellers, da die betreffenden Registrierungs-Codes ungültig sind.
Nicht selten ist die verkaufte Software unvollständig, fehlerhaft bzw. virenverseucht.
Sie erhalten keinerlei Gewährleistung des Verkäufers, weil dieser aus der Illegalität heraus operiert und später nicht greifbar sein wird. Die im Spam beworbenen "Warez"-Webseiten halten sich oft nur wenige Wochen im Netz und werden dann abgeschaltet. Kontaktaddressen gibt es keine bzw. nur falsche, Beschwerden und Ermittlungen laufen ins leere.
Spam für Cent-Aktien ("penny-stock-spam") Sicherlich kennen Sie diese obskuren Spams, wo eine bestimmte Aktie beworben wird: "30% gain expected next friday", "put this stock on your list", "recommendation: strong buy" und ähnliches Blabla.
Hintergrund dieser Masche sind künstliche Manipulationen der Börsenkurse bestimmter Aktien. Besonders beliebt sind Aktien insolventer Firmen, die nur noch mit wenigen Cent und in eher geringer Stückzahl gehandelt werden. Der Spammer hat sich diese vor der Spamaktion beschafft oder per Option gesichert und hofft, nach einem Schub den Reibach auf Kosten der Dummen machen zu können, die sich auf diese fragwürdigen Empfehlungen einlassen. Nach Ende der Spamaktion sinkt der Kurs selbstverständlich wieder, so dass der Käufer die Aktien nicht ohne Verlust (oder eine weitere Spam-Aktion) verkaufen kann.
Casino-Spam Jeder halbwegs gebildete Bundesbürger weiß, dass man auf dem Berliner Kurfürstendamm bei den Hütchenspielern eher wenig Gewinnchancen hat, um es einmal sarkastisch-milde auszudrücken. Umso erstaunlicher ist es, dass sich immer noch Leute im Internet bei obskuren Online-Spielcasinos einfinden, um dort nach Strich und Faden abgezockt zu werden. Sie geben freiwillig ihre Kreditkartendaten an Betreiber heraus, von denen sie nicht einmal eine ladungsfähige Anschrift gesehen haben, die vom Ausland aus unter Briefkastenaddressen operieren, natürlich ohne jede staatliche Aufsicht, tatsächlich nicht selten unter der Regie der Russenmafia.
Jeder erwachsene, geschäftsfähige Bürger weiß (oder sollte es zumindest wissen), dass dort, wo illegales Glücksspiel ist, immer die organisierte Kriminalität ihre Finger drin hat, erst recht im anonymen Internet. Wer dort mitmacht und so etwas unterstützt, dem ist aber auch wirklich nicht zu helfen, wenn er dann nach allen Regeln der Kunst geschröpft wird.
Um die wenigen zu finden, die sich von solchen Angeboten locken lassen, müssen die Casino-Spammer täglich erneut hundertausende Mails in Umlauf bringen, die dann unsere Postfächer mit verstopfen.