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http://www.swp.de/muensingen/nachrichten/vermischtes/art4304,617948,A Russland ist ein Land praktisch ohne Fettnäpfchen, und die russische Bevölkerung mag die Deutschen. Was gegen eine Reise ins Riesenreich spricht: Die Behörden tun alles, um es Touristen schwer zu machen.
Meiden Sie Russland! Die Behörden dort mögen keine Touristen. Das Visa ist aufwendig und teuer, im Land haben Sie gerade als Individualreisender das Problem, dass Sie an jedem Ort, den sie länger als drei Werktage beehren, eine Registrierung besorgen müssen. Visafrei, billiger und touristenfreundlicher aber doch sehr russisch sind zahlreiche Ziele in der Ukraine: Kiew, Odessa, Charkow oder die Krim, letztere allerdings vor allem im Sommer heiß und zu teuer.
Meiden Sie Moskau. Überfüllt, versmogt, viel zu teuer, hier ballt sich Russlands Geld und seine Arroganz, aber kaum Charme. Fahren Sie nach Petersburg, Russlands wirkliche Weltstadt. Eine der schönste Orte Europas, voll mit Sehenswürdigkeiten, Theatern und Straßencafés. Fahren Sie in die Provinz! Kreuzfahrten auf der Wolga sind teuer. Aber auf Deck erleben Sie viel mehr Russland als in Moskauer Pizza-Huts. Fahren Sie Zug. Es muss keineswegs die von Ausländern überbuchte Transsibirische Eisenbahn sein. Ein, oder zwei Tage Birkenmeere zählen reichen, um die Weite dieses Landes zu fühlen. Etwa auf der Strecke nach Perm, einer früher geschlossenen Stadt am Ural, die inzwischen architektonisch und kulturell als Vorreiter gilt. Oder nach Archangelsk am Weißen Meer.
Auch mit dem Auto kann man den russischen Weitenrausch erleben. Zum Beispiel übers Baltikum nach Petersburg und weiter zu den karelischen Seen. Wagemutige Wohnmobile kurven auch im sibirischen Altaigebirge herum. Aber beantragen Sie vorher einen internationalen Führerschein. Schlimmstenfalls, wenn ein Verkehrspolizist zu viel Schmiergeld fordert, soll er den einkassieren, dann haben sie ihre Führerscheinkarte noch in Reserve. Um das zu vermeiden, halten sie sich besser peinlichst an die Verkehrsschilder, vor allem an das Überholverbot.
Je weiter weg von Moskau, umso mehr russische Großherzigkeit wird Ihnen begegnet. Ein Bekannter aus Tscheboksary erzählte mir kürzlich begeistert, wie er drei deutschen Motorradfahrern half, die eine Panne hatten. "Ich hab sie mit auf die Datscha genommen und zuerst mal das Schwitzbad angeheizt. Leider konnten sie kein Wort Russisch." Der Großteil der Russen spricht schlecht bis gar nicht Deutsch oder Englisch. Aber sprechen Sie sie trotzdem an, gerade junge Russen, die eine Fremdsprache gelernt haben, praktizieren diese begeistert. Russen kommunizieren überhaupt von Herzen gerne.
Bei neuen Bekanntschaften sollten Sie nach dem Gesicht gehen. Leute mit offenen und heiteren Gesichtszügen haben hier meist auch offene und heitere Seelen. Wenn Sie allerdings - gerade in Moskau - jemand nach dem Weg fragen, wundern sie sich nicht, wenn er sie mit Inbrunst in eine völlig falsche Richtung schickt. Erstens kennen sich viele Moskowiter in ihrer eigenen Stadt nicht aus. Zweitens würden sie das niemals zugeben.
Die Russen mögen die Deutschen. Sie halten sie für etwas pedantisch aber sehr tüchtig. Und für ihre besten Freunde. Trotz der 28 Millionen sowjetischer Toten im Zweiten Weltkrieg. Für Deutsche lauern in Russland kaum Fettnäpfe. Allerdings sollten Sie darauf verzichten, sich über vaterländische Autos, Straßenbeläge oder andere russische Katastrophen lustig zu machen. Loben Sie sie besser, dann fangen die Russen selbst an, darauf zu schimpfen.
Russen achten aufs Outfit. Wenn Sie in eine russische Millionenstadt fahren, kleiden Sie sich so, also ginge es nach Paris oder New York und nicht zum Wandern oder Zelten. Auch vor vielen Provinznachtklubs scheitern sogar Ausländer am Dresscode, wenn sie in Joggingschuhen ankommen. Russische Männer freuen sich, wenn Deutsche mit ihnen trinken - was oft im Wettkampfsaufen endet. Wenn Sie nicht trinken wollen, sagen Sie es einfach. Versucht man, sie umzustimmen, bleiben Sie hart, niemand wird ihnen deshalb ernsthaft böse sein.
Haben Sie Geduld. An Kassen, vor Behördenfenstern, aber auch in Gaststätten. Der Service in Russland ist noch immer lausig.
Die berüchtigte russische Mafia macht nachts keine Straßen mehr unsicher. In Moskau oder Petersburg gibt es nicht mehr Räuber oder Taschendiebe als in westlichen Touristenzentren. In der Provinz eher weniger. Aber geben Sie Acht auf die Polizei. In Moskau haben sich einige Beamte darauf spezialisiert, frisch eingetroffene Touristen, die ihren Pass im Hotel gelassen haben, um dort eine Registrierung zu erhalten, auf der Straße abzufangen und wegen fehlender Dokumente saftige Strafen von ihnen zu verlangen. Illegal und unverschämt. Am besten lassen Sie sich im Hotel eine Passkopie abstempeln und mit dem Hinweis beschriften, das Original sei zur Registrierung dort geblieben. Und nehmen Sie außerdem ihr Flugticket mit, um zu belegen, dass sie noch keine drei Tage am Ort sind. In Petersburg wiederum passiert es immer wieder, dass Polizisten Touristen anhalten, kontrollieren, und ihnen dabei Brieftaschen oder Handys klauen. Die Provinzpolizei benimmt sich besser.
Nehmen Sie wenig Bargeld mit. Ziehen Sie ihre Rubel besser am Geldautomaten, als sie in Wechselstuben umzutauschen, wo der Wechselkurs oft unklar und das Risiko höher ist, Blüten zu erwischen.
Obacht auch als Fußgänger. Vor allem in Moskau scheren sich manche Autofahrer nur sehr bedingt um Ampeln, Zebrastreifen und auch Bürgersteige.